In der vergangenen Stadtratssitzung am 27. 5. 2020 ging es auch um Schulangelegenheiten. Dass Bildung und Erziehung Uranliegen und -themen der Sozialdemokratie waren und sind, zeigt sich in unserer Stadt sehr deutlich...
So konnte man trotz mancher Widerstände die Pauline-Thoma-Schule verwirklichen und es gelang dort und auch an den beiden Grundschulen den Ganztageszweig aufzubauen und zu etablieren. Kolbermoor war von der ersten Stunde an Vorreiter und Vorbild für die Art von Unterricht, die Antworten auf die dringende Frage liefert: „Wie soll die Betreuung aussehen für immer mehr Kinder und Jugendliche, die nachmittags auf sich alleine gestellt sind?“
Nun aber ein großes Stück Aufweichung und Abkehr von diesem “Kolbermoorer Modell“! Durch Teilungsgrenzen ausgelöst und dem Lehrermangel geschuldet (es fehlen 1500 Lehrkräfte in Bayern), werden die gebundenen Ganztagsklassen (hier findet Kernunterricht auch am Nachmittag statt) an der Adolf-Rasp-Schule in den Jahrgangsstufen 1 und 3 nicht zugelassen. Sie werden in Offene Ganztagsklassen (kein Kernunterricht am Nachmittag, dafür Lernbetreuung und Freizeitangebot) umgewandelt. Das hat zum einen zur Folge, dass pädagogischer und inhaltlicher Tiefgang verlorengeht, was aber sicher nicht die Schuld des engagierten Personals ist, sondern an der Form und Struktur dieses Angebots liegt. Zum anderen kommt eine Aufblähung der Klassen dazu. Dazu aber später mehr.
Nach langer Diskussion in der Fraktion kam man zum Entschluss, dem Vorschlag dennoch zuzustimmen: Denn eine Offene Ganztagsschule ist besser als gar keine. Außerdem wollten wir den Vorschlag der Stadt, die Familien der betroffenen Schüler finanziell zu entlasten (insgesamte Kostenbeteiligung von ca. 30.000 € durch städtische Finanzmittel), gerne unterstützen.
Mit dieser Entscheidung verbunden war der Plan des Staatlichen Schulamts, dass sechs Kinder, die ab Herbst die 1. Klasse der Mangfallschule besuchen sollen, der Adolf-Rasp-Schule zugewiesen werden. Ein absolutes Unding, ABC-Schützen eine deutliche Verlängerung ihres Schulweges, Buswechsel inklusive, und einen Verlust eines Großteils ihrer sozialen Kontakte (Freunde aus Kindergarten und Nachbarschaft) zuzumuten. Hinzu kommt, dass durch diese Zuweisung die Mangfallschule eine Klasse verliert. 80 Kinder in drei Klassen lauten dort die Zahlen, an der Adolf-Rasp-Schule sind es dann 76 in ebenfalls drei Klassen. Für jede Lehrerin und jeden Lehrer eine Herausforderung und für jedes Kind ein Schulstart mit geringer individueller Betreuung.
Wir haben den Vorschlag der Stadt, dem Ansinnen des Schulamts zu widersprechen, zugestimmt. Es kann nicht sein, dass aus Mangel an Lehrkräften die Klassen immer größer werden und engagierte Lehrkräfte an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht werden. Kinder brauchen ein gutes Lernumfeld, das Beste ist eine kleine Klasse! Andere Bundesländer betreiben Werbung, um junge Menschen für den Lehrberuf zu begeistern. Oben beschriebenes Vorgehen ist “Negativwerbung“.
Wir wünschen allen betroffenen Eltern und Kindern, dass sich die Dinge zum Positiven wenden mögen und den Lehrkräften und Betreuern viel Energie!