Inspiriert durch die NO HATE - Skulptur vor unserem Rathaus möchte die SPD Kolbermoor im Rahmen einer Lesung daran erinnern, wohin Hass in Deutschland schon einmal geführt hat.
Bewusst haben wir für die Veranstaltung ein besonderes Datum gewählt, nämlich den 9. November 2023. Exakt 100 Jahre zuvor versuchte nämlich Adolf Hitler an diesem Datum durch einen Putsch die Herrschaft zu erlangen, was zwar misslang, jedoch durch die Machtergreifung gut neun Jahre später für ihn letztlich doch erfolgreich war. Am 9. November 1938 schließlich, also vor 85 Jahren, wurde mit der Reichspogromnacht eine neue Stufe auf dem Weg zur Vernichtung der Juden erreicht.
Wohin diese Entwicklung im weiteren Verlauf führte, zeigt exemplarisch das Leben von Karl Littner, eines Juden, der im Jahre 1924 im polnischen Oświęcim geboren wurde, einem Ort, der unter dem deutschen Namen Ausschwitz zu einem Synonym für den Mord an Millionen Juden wurde. Mit dem Angriff Deutschlands auf Polen begann ein unfassbares Martyrium für den damals 15-jährigen, der in der Folge die Internierung in mehreren Zwangsarbeits- und Konzentrationslagern nur durch Zufall und viel Glück überlebte und einige Jahre nach dem Krieg nach Amerika auswanderte.
Erst am Ende seines Lebens fand Karl Littner die Kraft, seine Biografie aufzuschreiben. Diese berührenden Lebenserinnerungen erschienen 2011 in englischer Sprache. Sein deutscher Neffe Stefan Derk, Ortsvereinsvorsitzender der SPD Kolbermoor, übersetzte das Buch vor fünf Jahren ins Deutsche. Im März 2020 erschien diese Übersetzung in Zusammenarbeit mit Rudolf A. Haunschmied, dem Mitbegründer des Gedenkdienstkomitees Gusen, das die Erinnerung an eines der furchtbarsten Konzentrationslager der Nationalsozialisten in der Nähe von Mauthausen wachhält. Aus diesem Lager wurde Karl Littner erst im Mai 1945 buchstäblich in letzter Minute befreit.
Stefan Derk liest an diesem Abend Auszüge aus den Lebenserinnerungen von Karl Littner. Die Veranstaltung findet im Evangelischen Gemeindehaus, Mitterharter Str. 3, in Kolbermoor statt. Der Eintritt ist kostenlos.